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Modetrend Nachhaltigkeit!?

Weniger Kollektionen, weniger (Über-)Produktion, weniger Must-haves, It-Pieces und Co. Dafür alles besser und nachhaltiger? Der Ruf nach einer Verlangsamung in der kommerziellen Modeindustrie nimmt seit Jahren zu. Ein Überblick.

Besonders 2019 wird massenwirksam mit den Begriffen Conscious, Sustainability – Nachhaltigkeit und Co kommuniziert: Topshop launcht vegane Schuhe. Zara bringt eine „Care For Water“ Kollektion heraus; auch Net-a-porter startete mit 18. Juni 2019 die Plattform „Net Sustain“[1], auf der ab sofort nachhaltige Marken und Produkte präsentiert werden.

Groß gewachsen

Fachliteratur, Symposien, Beiträge in Magazinen und Blogs oder alternative Sub-Kollektionen – vor knapp fünf Jahren noch in Fachkreisen diskutiert, ist nachhaltig produzierte Mode heute in vielen größeren Ketten, unter anderem bei H&M, Adidas, Nike u.a., angekommen und ohne Mehraufwand erhältlich. Eine ökologische Notwendigkeit als Trend? Der Begriff als Werbewort? Dies hinterfragen etwa Medien wie brand eins, GEO oder der Spiegel. Für Letzteres geht die Autorin Jule Zentek der Frage nach, was nachhaltige Mode ausmacht? Sie merkt an, dass es klarer definierte Begriffe wie „fair“ und „grün“ gibt; bei „nachhaltig“ es jedoch schwieriger werde, zu verstehen, was genau damit gemeint sei. Es herrsche Interpretationsspielraum und Designer und Labels wählen entsprechend ihrer Schwerpunkte zwischen ökologischen oder fairen Aspekten, so die Autorin.[2]

Im Konkreten könnte man hier sagen, dass Nachhaltigkeit heute ein fast schon inflationär genutzter Begriff ist, zwar das Richtige transportieren möchte, im Detail aber intransparent für den Endkonsumenten ist. Dies sehen wir aktuell auch anhand der Bandbreite seiner (sprachlichen) Nutzung – von der Public Relations, über die Ethik bis zur Bildungspolitik. Kritiken an genau dieser Ungenauigkeit üben ebenso Wissenschaftler_innen. Hier fällt zum Beispiel der Vorwurf des „Containerbegriffes“ bei Markus Vogt[3] und Johannes Reidel[4], „Abstraktheit und Unschärfe“ nennt es Anja Prexl[5] oder „Nachhaltigkeit als Modewort“ lesen wir bei Frank J. Hennecke[6].

Es geht voran

Dennoch, die Forderungen nach einem Umdenken sind im Kosmos des Modemarktes und in der Endverbraucher-Kommunikation sichtbar angekommen. Emma Watson unterstreicht es mit den Worten: „Now ist the time for thoughtful fashion.“[7] Denn waren es zu Beginn vor allem NGOs wie Greenpeace, die vor den verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt und Gesundheit warnten, die Nichtregierungsorganisation Clean Clothes Campaign[8], gegründet 1989 in Amsterdam, und ihr stetes Engagement für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der internationalen Textil- und Bekleidungsindustrie oder die Fashion Revolution[9], eine weltweite Bewegung, welche kurz nach dem verehrenden Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch am 23. April 2013 gegründet wurde – mit dem Ziel, auf menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, unter denen ein großer Teil unserer Mode entsteht, aufmerksam zu machen, so sind es jetzt politische, aktivistische Diskussionen, Wissenschaften unterschiedlichster Disziplinen, Bildungseinrichtungen, Personen des öffentlichen Lebens und ModedesignerInnen, die sich um Transparenz sowie eine nachhaltige Modeproduktion bemühen und einsetzen.

Höchste Zeit, denn es gibt viel zu tun!

In nächster Zeit wird es auf diesem Blog mehr zum Thema „Nachhaltigkeit in der Mode“ geben. Im Besonderen zu: ModedesignerInnen. Materialien. Historisches. Worte aus Fachkreisen uvm.

[1] Net-a-Porter. Net Sustain (2019). In: https://www.net-a-porter.com/de-de/campaigns/net-sustain/ (letzter Zugriff: 3. Sept. 19).
[2] Vlg. Zentek, Jule, Slow Fashion. Das macht nachhaltige Mode aus, Spiegel online, 20. März. 19. In: https://www.spiegel.de/stil/slow-fashion-das-macht-nachhaltige-mode-aus-a-1258459.html letzter Zugriff: 4. Sept. 19).
[3] Vogt, Markus, Prinzip Nachhaltigkeit. Ein Entwurf aus theologisch-ethischer Perspektive, München 2009, S. 111.
[4] Reidel, Johannes, Erfolgreich oder ruinös? Transnationale Unternehmen und nachhaltige Entwicklung – kritische Reflexion aus menschenrechtlicher Perspektive. München 2010, S. 98.
[5] Prexl, Anja, Analyse des Potenzials der Public Relations für eine nachhaltige Unternehmens- und Gesellschaftsentwicklung, Wiesbaden 2010, S. 136.
[6] Hennecke, Frank J., "Nachhaltigkeit" - Modewort oder ein neues Paradigma für die politische Kultur und die Bildungspolitik. Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, in: Pädagogik zeitgemäß, Heft 40, Pädagogisches Zentrum des Landes Rheinland-Pfalz (Hg.), Bad Kreuznach 2001.
[7] Fashioned from Nature, Ausstell.-Kat., London (Victoria & Albert Museum London) 2018, S. 6.
[8] Clean Clothes Campaign. About. In: https://cleanclothes.org/about (letzter Zugriff 4. Sept. 19).
[9] Fashion Revolution. Why do we need a Fashion Revolution. In: https://www.fashionrevolution.org/about/why-do-we-need-a-fashion-revolution/ (letzter Zugriff 8. Sept. 19).
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