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Sebastian Fitzek: „Die Ausnahme ist die Regel“

Mit einem Bestseller kommt auch die Kritik – in Form von Rezensionen, Buchbesprechungen, Amazon-Bewertungen, Blogger-Kommentaren. Auf der Frankfurter Buchmesse 2018 plauderte Erfolgsautor Sebastian Fitzek in einem Kurzvortrag über den Umgang mit derselben, seinen Weg vom Jungautor zum Verlagsvertrag und wie auch die Ausnahme erfolgreich werden kann.

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Foto: Gene Glover

Sebastian Fitzek veröffentlichte 2006 sein erstes Buch „Die Therapie“. Mit einer Auflage von 4000 Stück, aufgeteilt auf damals 5500 Buchhandlungen in Deutschland, war die Chance „auf einen Bestseller quasi unmöglich – zumindest rein rechnerisch gesehen“. Warum? Fitzek dazu weiter: „Um bekannt zu werden, braucht man ein fettes Marketingbudget und eine hohe Auflage, aber nur wenn man bekannt ist, bekommt man beides vom Verlag.“ Da beißt sich die Katze wohl in den Schwanz. Wie hat er es doch geschafft? „Etwas unüblich, aber der Verlag schloss zusammen mit dem ersten Vertrag gleich einen weiteren für ein zweites Buch ab.“ Ins Rollen brachte dies alles sein Literaturagent Roman Hocke – einst Lektor von Michael Ende. Er empfahl den Psychothriller-schreibenden-Journalisten 2002 bei Droemer Knaur. Heute steht er bei Buchveröffentlichung Nummer Achtzehn, schrieb unter einem Pseudonym für Bastei Lübbe, gestaltete ein Kinderbuch und kann aktuell mit je drei Verfilmungen und Dramatisierungen seine Biografie ergänzen.

Schnell erzählt erscheint der Weg einfach. Doch die nüchterne Wahrheit lautet: „Meine erste Fassung schickte ich an fünfzehn Verlage, dreizehn lehnten ab, zwei haben sich bis heute nicht gemeldet“, fasst Fitzek mit Humor zusammen, verweist gleichzeitig aber auch auf die Rolle des Lektors: „Keiner wurde abgestraft, dass er Harry Potter ablehnte, aber umgekehrt, wenn bei einem Newcomer die Großauflage von 200.000 Stück gedruckt werden soll, Vorschuss inklusive, und diese dann floppt, ja – dieser Name wird in der Verlagsbranche weitergereicht“, merkt der Autor an.

Jungautoren müssen also mit Absagen rechnen. Vielmehr sind sie die Regel, auf die auch Größen wie Joanne K. Rowling und Steven King zurückblicken können. „Da muss man durch, einen langen Atem besitzen“, motiviert der gebürtige Berliner weiter. „Ganz klar, man schreibt, um gelesen zu werden. Und dieses Ziel teilt man sich mit vielen anderen“, so Fitzek. Mit ein Grund, dass Verlage regelrecht überrannt werden mit Manuskripten. Berge von Papier türmen sich und Tag für Tag häufen sich weitere auf den Schreibtischen an.

Und welche Geschichten schaffen es schlussendlich in die Regale?

„Als Jungautor hat man mit Gegenwind zu kämpfen, wenn man nicht in eine gängige Genre-Schublade fällt.“ Trends am Buchmarkt – sie zu brechen ist also Knochenarbeit. „Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Markt für Psychothriller. Dafür waren historische Romane gefragt, allerdings nur, wenn sie von einer Frau verfasst wurden. Als Sabrina Fitzek wäre ich allerdings weder gut noch glücklich geworden“, fasst der Autor lachend zusammen.

Die Versuchung ist gewiss groß, sich an Lesermeinungen zu orientieren, auf den Markt zu schielen oder Titeltrends zu verfolgen. Doch Schreiben sollte immer Ausdruck der Persönlichkeit sein, abseits von Bewertungsportalen und Instagram-Likes, in denen heute jeder zu einer PR-Oberfläche wird. Die Dichtheit an Nachrichtenmeldungen und Inszenierungen veranlassen uns zu glauben, dass die Ausnahme bereits die Regel ist. Das betrifft auch Buchkritiken. Fitzek dazu: „Ich brauchte lange, bis ich begriff, welche Kommentare förderlich und welche ich besser ignorieren sollte. Daher stelle ich mir immer die Frage: Ist die Kritik wohlwollend oder nicht? Ist es jemand, der mich kritisiert, weil er will, dass ich besser werde oder geht es um polarisierende Rezensionen.“

Und gibt es so etwas wie ein Geheimnis für einen anhaltenden Schreiberfolg?

„Da ich bei meinem zweiten Buch nicht wusste für wen ich schreibe, ich kannte ja meine Leserschaft noch nicht, unterscheidet es sich völlig vom ersten. Aber viel wichtiger ist, dass ich ausschließlich meiner Idee treu blieb, auch niemandem gefallen wollte und authentisch blieb. Das handhabe ich heute noch so“, verrät Fitzek sein Geheimnis. Und es klappt, wie wir sehen.

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Frankfurter Buchmesse 2018, Frankfurt Book Fair 2018
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Frankfurter Buchmesse 2018 – Rare Books & Fine Art

Diogenes, Suhrkamp, dtv und Co – die bekannten Verlagsgrößen findet man noch bis Sonntag unter den 7.300 Ausstellern aus 102 Ländern. Gemessen an dieser Zahl ist die Frankfurter Buchmesse 2018 mit 286.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und in etwa 10.000 akkreditierten Journalisten und Bloggern die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Business trifft Besucher – mit vielen Side-Events!

An vier Tagen treffen sich auf dem Messegelände Player aus den Bereichen Bildung, Filmwirtschaft, Games, Wissenschaft und Fachinformation – Zielgruppen-Spezifigkeit und branchenübergreifende Ansätze sind das Ziel. So ist eine Nische wieder zurück: die Frankfurter Antiquariatsmesse, jetzt unter dem Namen „Rare Books & Fine Art Frankfurt“. Hier stellen 32 Antiquariate, Verleger und Galeristen aus Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz seltene Bücher von der Mitte des letzten Jahrtausends bis hin zur Gegenwart aus. Ihr Spektrum wird bis zur zeitgenössischen Kunst hin erweitert und auch zum Verkauf angeboten.

Das wohl kurioseste Angebot dürfte der einzige erfolgreiche Versuch sein in einer von J. M. Jacquard entwickelten Methode ein Buch an einem Webstuhl anzufertigen. Eins von ca. 50 bekannten Exemplaren des 48 Seiten umfassenden Werkes kann auf der Messe für € 30.000,- erworben werden.

Auf der Fläche

Galerie Bausmann

Die Galerie Bausmann aus Halle bietet u.a. mehrere Originalwerke von Georg Baselitz und das Multiple „Sculpture, Capri-battery light bulb, electrical plug and lemon“ von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985 für € 17.850,- an.

Galerie Meridian

Die 2017 in Zürich neu gegründete Galerie „Meridian“ ist dem Ruf der Frankfurter Buchmesse, sich an dem neuen Profil zu beteiligen, gefolgt. Sie bietet Original-Graphiken und Bilder der klassischen Moderne sowie ausgesuchte Vintage-Objekte des Modernismus.

Weitere Angebote

Viele Antiquare haben seit jeher auch Original-Kunstwerke und Künstlergraphiken im Angebot. Und so werden Arbeiten von P. Alechinsky, R. Escher, G. Graubner, E.Heckel, K. Hofer, O. Piene, J. R. Soto, G. Uecker u.v.a. gezeigt.

Frankfurter Buchmesse 2018
10. bis 14. Oktober
Halle 4.1, N17
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main
Deutschland

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daniel richter künstler
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3 Gründe für Daniel Richter

Die große Frage zuerst: Wer ist dieser Daniel Richter? Punk, Maler-Rebell, vernichtender Analyst, Weltenbeobacher oder simpler Lebens-Künstler, der sich als Maler versteht?

Daniel Richter ist nicht zu verwechseln mit Gerhard Richter, sie sind nicht miteinander verwandt, haben maximal dieselbe Staatsbürgerschaft Deutschland. Jedoch polarisieren beide auf eine ganz eigene Art und Weise.

Beide Richter beschäftigten sich mit dem Abstrakten im Bild. Autobiografische Züge verarbeiten die Zeitgenossen beide, die Themen allerdings sind grundverschieden. Der Grund: sie trennen 30 Jahre. Die Gemeinsamkeit: Beide schlagen mit ihren Inhalten eine harte, ironische Sozialkritik an. Sie ist ungetrübt Bestandteil beider Künstlerpersönlichkeiten, ebenso die Arbeitsweise. Sie arbeiten kontrolliert. Fast museologisch-archivierend sammelte Gerhard Richter für seinen Atlas; und man möchte es nicht vermuten, Daniel Richter führt seinen Pinsel punktgenau und wohlüberlegt über die Leinwand.

Daniel Richter

Beim jüngeren Richter vibrieren die großflächigen Tafelbilder. Abstrakte Landschaften, apokalyptische Welten und anonyme Figurengruppen verschlingen den Betrachter. Der Maler zeigt einen ganz eigenen Gestus, den er selbst als „Historienmalerei im neuen Stil“ beschreibt. Konkrete Schauplätze findet der Betrachter jedoch vergeblich. Die collagierten, fiktiven Orte dröhnen aus der Leinwand heraus. Der Künstler erweitert seinen malerischen Raum und erzielt dabei ein schauriges Gefühl. Seine figurativen Bilder versuchen eine ganz bestimmte Stimmung des Zeitgeschehens einzufangen. Daniel Richter verstand sich im weitesten Sinn immer als politisch motiviert. Er arbeitete besonders in der Vergangenheit mit Allegorien, Narrationen und politischen Statements. Und er entwickelte sich weiter!

Drei Merkmale

Daniel Richter funktioniert als Künstler, als Störer und als Beobachter. Wie sieht er die Malerei selbst, einem Medium, dem er wie er selbst sagt „nie entwachsen ist“? Sie ist für ihn „unaufklärerisch, vielleicht traditionell auch das revolutionärste oder grundsätzlichste Medium. Konkret: „Was mir am meisten bedeutete, aus nichts etwas zu machen“, gibt er im Interview mit der Standard preis.

1. Der Künstler

Daniel Richter ist Maler mit Selbstbeschränkung: sich nur auf die Malerei zu konzentrieren ist eine Herausforderung, wie er im Interview für das RONDO betont.

2. Der Störer

Knallharte Kritik, laute Manieren und unliebsame Aussagen. Nicht jeder versteht Richter, nicht jeder liebt Richter, doch was kann Richter? Seine Meinung äußern! Ungeschönte Wahrheiten kollaborieren in den Bildern mit ganz eigenen Sichtweisen auf die Welt.

3. Der Beobachter

Daniel Richter im Interview mit Stephan Hilpold:  „Die Welt macht mir Riesenspaß. Was da gerade los ist, ein Haufen an beknackter Scheißdreckhaftigkeit, dass man vor Begeisterung in die Hände klatschen muss!“ Wer, wenn nicht der Künstler Daniel Richter, bringt es auf den Punkt!

Seine Retrospektive „Lonely Old Slogans“ läuft bis 5. Juni im Wiener 21er-Haus.

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Mode und Malerei – Der MM-Effekt!

Mode beeinflusst Kunst“ ist Sven Drühls Ansatz für eine Text-Diskussion, die er im Kunstforum international mit „Verstrickungen“ betitelt. Beide Disziplinen – Kunst und Mode – beherrschen ein feines Spiel aus Abkehr und Zuwendung zum jeweils anderen Feld. Drühl findet die „Offenlegung der Struktur“¹ oder „Vorgehensweisen als ästhetisches Mittel“² sowohl in der Modeproduktion als auch im Kunstsystem vor. Es sind die austauschbaren Verbindungen, die hier zum Tragen kommen, was wieder zur Umkehr führt, oder wie Drühl sagt, „Kunst beeinflusst Mode.“³

Mode und Kunst näherte sich immer wieder an, versuchte gemeinsame Wege zu gehen oder suchte Inspiration beim anderen. Im 20. Jahrhundert waren es Klimt und die Wiener Werkstätte, die mit Modeentwürfen, Stoffmustern und Verbindungen zum Modesalon der Schwestern Flöge für Aufsehen sorgten. In Paris brachte die Modeschöpferin Elsa Schiaparelli den Surrealismus und Dadaismus in die Fashionszene. Sie pflegte Kontakt zu Künstlern wie Man Ray und Duchamp. Picasso und Dali zählten zu ihren Freunden. Mit Letzterem kollaborierte sie immer wieder. Aus dieser kreativen Verbindung entstanden unter anderem das bekannte Lobsterkleid oder der Schuh-Hut.

Damals wie heute ziehen sich beide Bereiche magisch an – und das ist gut so. Menschen sind dazu befähigt, geistige und materielle Formen zu erschaffen. Wir bezeichnen sie als Modeschöpfer, Architekten, Bildhauer, Maler, Literaten oder Schauspieler – Sie alle kreieren Bilderwelten und Räume, die vor allem auch durch Verschränkungen immer wieder Quellen gegenseitiger Inspiration werden.

Formschaffen

Der bildende Künstler Mario Dalpra und Modeschöpfer Juergen Christian Hoerl beschreiten in diesem Zusammenspiel ihren ganz eigenen Weg. Zeit ist ein wesentlicher Faktor in der Kreation von Skulpturen und Kleidung. Diesmal aber ging es beiden um das Momenthafte und die unmittelbare Aktion. Eine Live-Performance ist dafür die ideale Bühne, denn der Weg bleibt spontan, das Ziel ist klar: Eine gemeinsame „Formschaffung“.

Foto: Malena Brenek

Foto: Malena Brenek

Die Medien

Der Akt des Schaffensprozesses setzt sich bei diesem Duell aus mehreren Elementen zusammen: Eine weiße Leinwand, weiße Kleidung, Menschen als Skulpturen und persönliche Zugänge werden zu Medien und Transmittern sinnlicher Formen. Die materielle Verkörperung spiegelt sich schließlich in der eigenen künstlerischen Handschrift wieder. Das Ergebnis kann vom Zuschauer nur erahnt werden. Gemälde, Kleidung, Gesamtkunstwerk? Das Prinzip des Zufalls spielt hier jedoch eine untergeordnete Rolle. Die Motive und Farben werden anfangs gezielt gesetzt, lösen sich aber im Zuge der Aktion immer mehr auf und folgen schließlich dem tranceartigem Zustand aus Gefühlen und Können.

Foto: Malena Brenek

Foto: Malena Brenek

Mode und Malerei

Juergen Christian Hoerls Zugang als Modeschöpfers ist deutlich erkennbar. Sein geschultes Auge erfasst die Körperformen, umzeichnet Schnittmuster und setzt Abnäher. In diesem Prozess dienen ihm Farbe und Pinsel als Marker und ersetzen Nadel und Faden. Mario Dalpras Hände folgen seinem gelernten Künstlergeist, indem sie Farben, amorphe Formen, Figuren und Muster auf die „lebenden Leinwände“ bringen. Kleidung als Medium, Menschen als Skulpturen und ein spontaner Schöpfungsprozess verbinden sich bei dieser Live-Performance zu einer stimmigen Einheit: Mode und Malerei ergänzen sich. Aktion folgt Reaktion, Gefühle ergeben Farben und individuelle Herangehensweisen erzeugen schlussendlich ein energiegeladenes Cross-over.

Die Verbindung Mode und Malerei hat einmal mehr gezeigt, wie sich gestalterische Kräfte im Zusammenspiel von sinnlicher Erfahrung, materieller und farblicher Ästhetik und einem beiderseitigen Verständnis von Perfektion aufeinander einstimmen können.

Wir hoffen alle auf eine Fortsetzung!

1-3 Drühl, Sven, Verstrickungen, in: Kunstforum international, Bd. 141, Juli-September 1998, 173.
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Kunst und Erfolg – Strategien entwickeln

Braucht ein Künstler, eine Künstlerin eine Strategie? Oder anders gefragt, warum soll sich ein Künstler, eine Künstlerin eine Strategie* überlegen?

Wollen Sie wirtschaftlichen Erfolg und/oder kunsthistorische Anerkennung erlangen oder schlicht ein kreatives Hobby ausüben? Möchten Sie in einem kunst- und kulturnahen Feld arbeiten: als GaleristIn, KuratorIn, JournalistIn, etc. oder möchten Sie anderen Menschen helfen, sei es in der Vermittlung oder Therapie. Welche Position als KünstlerIn möchten Sie einnehmen? Allen Zielen geht nur die EINE Entscheidung voraus, nämlich DIE konkrete Vision, warum oder weshalb Sie das tun, was Sie tun möchten.

Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht, was Sie konkret möchten? Wenn ja, wunderbar, dann können Sie diesen Artikel überspringen 🙂 Wollen Sie hier und jetzt aber mehr zu Strategien in der Kunst erfahren, dann freue ich mich, Ihnen hier das Wesentlichste mitzugeben.

Die drei Key-Facts

Haben Sie für sich eine

1) Vision/Mission definiert, folgt die

2) Definition konkreter Ziele. Dies könnte wirtschaftlicher Erfolg von xy Umsatz/Jahr; xy Ausstellungen in xy Galerien, Museen, Sammlungen; ProfessorIn an einer Universität oder das Leiten einer eigenen Galerie sein. Ziele können miteinander korrespondieren und in der Regel definiert man kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Darauf aufbauend gehen Sie nun über zu den konkreten und

3) erforderlichen Maßnahmen und Strategien, um Ihren Zielen und zugleich Ihrer Vision/Mission einen Schritt näher zu kommen.

Doch wir wissen alle, dass es in der Theorie meistens sehr einfach klingt, die Praxis dann aber anders aussehen kann. Nicht jeder weiß zu Beginn der Ausbildung, was das Leben für einen bereit hält. Äußere Rahmenbedingungen wie Jobs und Einkommen, technische Fertigkeiten, aber auch Befürworter, Familie, die eigene Persönlichkeit uvm. nehmen Einfluss darauf. Umso mehr ist es hilfreich, ein paar nützliche Strategien und Hinweise zu kennen, um erfolgreich seinen persönlichen und künstlerischen Weg zu finden.

Aus der Praxis

Ich traf Alexander Jöchl (Bildender Künstler und Kurator, Vorstandsmitglied der IG BILDENDE KUNST) zum Interview im Cafe PHIL. Er sprach mit mir über die „Blase Kunstakademie“, den aktuellen Kunstmarkt und wesentliche Skills für den Kunstberuf.

Alles fängt damit an: dem richtigen Umfeld. Sein Studium in einer Groß-Stadt zu beginnen, hat wesentliche Vorteile. Der richtige Ort bietet viele Kunst-Veranstaltungen, Off-Spaces, Initiativen, Galerien, Museen, auch für zeitgenössische Kunst. Im Vergleich zu den österreichischen Bundesländern, bietet Wien ein breiteres Publikum und internationale Rezensionen in Medien. Auch die Förderungsmöglichkeiten sind in Groß-Städten breiter aufgestellt, als in den Bundesländern, die zunehmend gekürzt werden.

  1. Eigenverantwortung. Die Akademie ist eine „Blase“, die kaum auf die Markt-Realität vorbereitet. Diese Zeit des Experimentierens sollte man nach Möglichkeit auch für technische Fertigkeiten, Skills und Fragen zu Versicherungen, Verträgen, Urheberrecht etc. nutzen, um ebenfalls für kunstnahe Berufe vorbereitet zu sein.
  2. Netzwerke aufbauen. „Die wichtigsten Leute im Studium sind die Leute, mit denen man studiert.“ Jöchl zitiert hier Erwin Wurm. Man baut während seiner Studienzeit persönliche Bindungen auf, die auch das spätere Netzwerk bilden können, auf das man zurückgreifen kann.
  3. Mentoren (Professoren) innerhalb der universitären Ausbildung sind wichtig für den Erfolg. Der Klassenverband hilft und unterstützt bei der Vergabe von Stipendien,  unterstützt bei Wettbewerben und lässt die eigenen Arbeit kritisch reflektieren.
  4. Einzel- oder Kollektivarbeit. Stellen Sie sich die Frage: Wie arbeite ich am liebsten? Überlegen und erproben Sie die Vor- und Nachteile. Jöchl sieht den Vorteil eines kollektiven Zusammenschlusses darin, dass man neben dem künstlerischen Austausch auch täglich anfallenden Organisationsarbeit leichter untereinander aufteilen kann.
  5. Persönlichkeit. Um erfolgreich zu sein, muss man sich, seine Talente und Neigungen kennen. Der Markt verlangt Engagement und Disziplin. Die eigene künstlerische Position sollten so früh als möglich klar definiert werden. Danach richten sich auch weitere (Vermarktungs-) Strategien. Sicheres Auftreten und Persönlichkeit sind aber auch im Umgang mit Institutionen, Auftraggebern oder Medien gefragt. Auf die Frage, muss man authentisch sein, antwortet Alexander Jöchl: „…nicht einmal das. Viele KünstlerInnen legen sich ein Label oder Marke zu, die nicht mehr authentisch zur eigenen Person ist.“ 
  6. Entscheidung. Die ersten 3-5 Jahre nach dem Abschluss sind entscheidend. Wie positioniert man sich, bleibt man im Kunstfeld, etabliert man sich am Markt – selbst oder mit Hilfe einer Galerie, ist das Kunstfeld für einen persönlich überhaupt das Richtige? Falls nicht schon zuvor, klären sich vielen Fragen schließlich in dieser Zeit.
  7. Brot-Job. Die finanzielle Einkommensquelle kann gerade zu Beginn nicht immer die Kunst alleine sein. Welche Balance man für sich findet, setzt wieder voraus, dass man sich und seine persönlichen Stärken kennt. Disziplin ist auch hier von einem selbst gefragt, um beide Bereiche gut miteinander verbinden zu können. Ein zusätzlicher Job kann befruchtend für die eigene künstlerische Arbeit sein, man kann mitunter den nötigen Abstand gewinnen, oder ihn zu einer Berufung werden lassen. Interessante Strategien zu „Dualen Karrieren“ finden Sie auf der Seite der IG BILDENDE KUNST, die zu diesem Thema ein Frühstücksgespräch organisierte.
  8. Kunst als Job. Jeder/jede, der/die sich für diesen Beruf entscheidet, sollte sich bewusst werden, „Kunst ist auch Business“. Es ist ein beinhartes Geschäft, das nach wie vor sehr klassisch über und mit Galerien, Förderern und Mäzenen funktioniert. Hinzu kommt aber noch, dass von KünstlerInnen mehr denn je Professionalität gefordert wird. Gut funktionierende Websites, Social Media-Auftritte, Pressetexte, Kataloge, gute Fotos und Kritiken von KunsthistorikerInnen sind mittlerweile Standard. Kunst als Job bedeutet aber auch, die Produktion von neuen Kunstwerken zu garantieren, Liefertermine einzuhalten und dem Leistungsdruck in Summe standzuhalten.

Die Anforderungen sind so umfangreich, wie der Markt selbst! Ein knapper Leitfaden, der das Wesentlichste auf den Punkt bringt – vielen Dank Alexander Jöchl für das ausführliche Interview!

* Interessieren SIE SICH NÄHER FÜR DAS THEMA, GIBT ES WEITERFÜHRENDE UND VERTIEFENDE LITERATUR ZU STRATEGIEMODELLEN UND -THEORIEN AUS DER WIRTSCHAFT, ZUM BEISPIEL "DAS HARVARD-KONZEPT", "STRATEGIE NACH PORTER", "STRATEGIE NACH MINTZBERG" U.A., SOWIE KÜNSTLERISCHE STRATEGIE VS. POSITION, ODER KUNST VS. WERBUNG VON SIGLINDE LANG  (2013): MARKTSTRATEGIE: KUNST!
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Martin Kippenberger @ KUNSTFORUM WIEN

Was fällt mir zu Kippenberger ein? Wort-Witz und Bild-Darstellung. Martin Kippenberger ist gewaltig und bringt mit gestischer, ausdrucksstarker und konkreter Geste gesellschaftliche und selbst-reflexive Themen auf den Punkt. Endlich ist er auch in Wien zu sehen. Das Bank Austria Kunstforum Wien widmet ihm, nach großen Retrospektiven in der Tate London, dem MoMa New York und dem Hamburger Bahnhof in Berlin, eine Einzelausstellung zum Medium „Sprache“ in seinem Werk.

Sprichwörter, Phrasen und Kürzel – Kippenberger spielt mit dem Text. Witz und Humor treiben noch so schwere Themen mit einer unnachgiebigen Leichtigkeit voran. Sein umfangreiches und sehr komplexes Werk, das Malerei, Zeichnung, Objekte, Text und Schrift, Fotografie, Installation und Performance vereint, nimmt sich, den Kunstmarkt und den Beruf des Künstlers nicht immer allzu ernst. Das spürt man auch in dieser Ausstellung. Die dicht und konzentriert gehängte Werkauswahl löst sich im Hauptraum auf. Eingelassene, weiße Leinwände täuschen den Besucher. Der Raum lädt nicht zum Durchatmen ein, sondern zum konzentrierten Sehen, Lesen und Suchen. Was hier steht, lässt sich erstmals nur erahnen. Wen nimmt Kippenberger hier wieder auf die Schippe? Welcher Text verbirgt sich darauf, wen bezieht er ein? Die Ausstellung löst viele dieser Fragen, aber gewiss nicht alle.

Martin Kippenberger. Ausstellungsansicht. Kunstforum Wien. Foto: Elsa Klar

Martin Kippenberger. Ausstellung im Kunstforum Wien. Foto: Elsa Klar

Sprache als Medium

Sprache ist ein starkes Medium in seinen Arbeiten und ergänzt sein Werk, das mit einem ungetrübten Gespür für Aufdeckung, Zeitgeschehen und Geschichte arbeitet. Viele Ebenen laden den Betrachter ein, Querverbindungen zu Künstlerfreunden, Vorbildern, Historie oder Politik herzustellen. Kein Thema bleibt bei Martin Kippenberger verschont,  schon gar nicht er selbst. Selbstwahrnehmung und -darstellung sind ebenfalls exzessive Schwerpunkte in seinen Arbeiten, gleichzusetzen mit seinem Lebensstil selbst. Kippenberger meinte dazu 1994: „Es wird nicht mehr einfach stumpf gemalt, sondern erklärt, geforscht, dargestellt. Das ist es, was ein Künstler verstehen muss!“

Detail Ausstellungsansicht "Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald"

Detail „Jetzt geh ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald“. Foto: Elsa Klar

Martin Kippenberger, Zuerst die Füße, 1990, Sammlung Stolitzka, Graz. Foto: Elsa Klar

Martin Kippenberger, Zuerst die Füße, 1990, Sammlung Stolitzka, Graz. Foto: Elsa Klar

Schonungslos, gewaltig und ausgewählt – Martin Kippenberger und sein Oeuvre aus Bild, Text und Sprache sehen Sie bis zum 27. 11. 2016 im Bank Austria KunstforumFreyung 8, 1010 Wien.

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Simon Mullan @ GALERIE NATHALIE HALGAND

Wer noch nie von Simon Mullan gehört hat, der sollte dies schnellstens ändern. Der 1981 geborene Multimedia-Künstler lebt in London und Berlin und studierte Transmediale Kunst an der Angewandten Wien und Video-Kunst am Royal University College of Fine Art Stockholm. Der Galerie Nathalie Halgand gelang es schließlich den Künstler nach Wien zu holen. DER RAUM ist Teil einer dreiteiligen Ausstellungsserie, die ab September 2016 gemeinsam mit der Sammlung Haubrok unter den Titeln DIE FUGE und DIE FLÄCHE auch als Publikation erscheinen wird.

Back to the roots quasi, denn Mullan stellt nach zehnjähriger internationaler künstlerischer Tätigkeit das erste Mal in Wien aus – und begeistert mich auf Anhieb! Klar und unprätentiös präsentieren sich die Werke auf anthrazitgrau gestrichenen Wänden. Sie sind Teil des Konzepts und sollten an Theoretiker wie Adorno und Wittgenstein erinnern, deren Farbenlehren in Mullans Display mit eingreifen. Der Künstler selbst wählte Mittelgrau aus, um […] dem Besucher Konzentration und Besinnung ab(zu)verlangen […]. Ein interessanter Spannungsbogen, dem ich näher nachgehen möchte.

Am Eröffnungstag ließ ich mich überraschen und las bewusst wenig über sein Konzept und den Inhalt der Werke. Die Wandfarbe fiel mir auf, ich nahm sie wahr, ließ sie aber im Hintergrund auf mich wirken. Ruhe stellte sich ein, fast meditativ blickte ich auf die strengen, glatten Fliesenoberflächen, die filigranen Raumteiler und changierenden Textil-Wandbilder. Mullans Konzept funktioniert und spielt mit der Wahrnehmung des Betrachters. Subtil baut er herkömmliche Baumaterialien ein und kombiniert sie mit Werken, die offensichtlich von Künstlerhand erschaffen wurden. Seine Kunst lebt von der Verschränkung. Hier verbindet sich Handwerk und künstlerisches Konzept zu spannenden, tiefsinnigen Kunstwerken. Durch wahrnehmbare und unbewusste Ebenen erreicht der Künstler höchste Perfektion.

Eine charmante Galeristin und ein modern-progressives Konzept eines Künstlers, dessen Namen man noch oft hören wird!

Die Ausstellung von Simon Mullan ist noch bis 18. Juni in der Galerie Nathalie Halgand, Stiegengasse 2/3 (Mezzanin), 1060 Vienna, Austria zu sehen.

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Anselm Kiefer @ ALBERTINA WIEN

Die Albertina Wien setzt gerne auf bekannte KünstlerInnenpersönlichkeiten. Mit der Ausstellung Anselm Kiefer – Die Holzschnitte gelang es Albrecht Schröder – auf Wunsch Kiefers – die außergewöhnlichen und monumentalen Werke erstmals in Wien zu zeigen. Kuratorin Antonia Hoerschelmann setzte eine inhaltlich durchdachte Retrospektive um, die durch ihre konzentrierte Werkauswahl besticht.

Der Holzschnitt als Medium in seiner Reduktion und Abstraktion steht in Kiefers Werk nicht als Gegenpol zu seinen haptischen Arbeiten aus oft unkonventionellen Materialien. Er ist vielmehr eine Ergänzung, um BetrachterInnen im Sehen, im Tastsinn, manchmal auch im Geruchssinn zu fordern, so der Künstler selbst.

AnselmKiefer_Hermannsschlacht

Anselm Kiefer, Wege der Weltweisheit: Die Hermannsschlacht, 1993.

Inhaltlich wie formal vernetzen sich die Arbeiten mit seinem Gesamtwerk. Bildzyklen und Themengruppen benannten die deutsche Geschichte und Mythologie. Kiefers Interesse am Mythos Mensch und sein Moment der Wandlung gipfelt nach vier Jahrzehnten Arbeit in eindrucksvollen handwerklich ausgereizten, wie auch sensibel bearbeiteten Holzschnitt-Collagen. Der Künstler sieht den Kreislauf von Mikro- und Makrokosmos, von Erwachen und Tod in einem größeren, vielleicht auch universelleren, Zusammenhang. Die Rhein-Bilder wiederum knüpfen an Kiefers Symbolik als deutschen Grenzfluss an; Wege der Weltweisheit: Die Hermannsschlacht und Brünhilde – Grane zeigen sein Interesse an der deutschen Geschichte. In dieser Ausstellung erkennt man eindeutig einen Kiefer, der seinem dualen Interesse nach Realität und Metaphysik folgt.

anselm kiefer - die holzschnitte. albertina wien. 2016.

Anselm Kiefer – Die Holzschnitte, Albertina Wien, 2016.

Gratulation auch der Ausstellungsarchitektur! Trotz der überdimensionalen Arbeiten wirkt der Raum im Untergeschoss der Albertina offen und luzid. Der Fokus ist klar, die Linie deutlich und die Sprache des Künstlers wurde durch Hängung, Aufbau und verständlichen Begleittexten auf den Punkt gebracht. So bleibt genügend Betrachtungs-Freiraum, um Kiefers Holzschnitt-Collagen, malerische Überarbeitungen und experimentelle Materialien und Techniken zu studieren. Die Ausstellung gewinnt durch systematisches Aussparen. Jedes Werk wirkt für sich. Die hingebungsvoll erschaffen und mit Passion bearbeiteten Tafelbilder verbreiten durch ihre reduzierte Farbpalette aus Weiß, Grau und Schwarz eine meditative Ruhe. Kiefer nennt es auch „die Sensualität von einem Kunstwerk“.

„Man muss schon kämpfen, das man das Holz dazu bringt, etwas zu sagen.“ Das hat er geschafft, denn die Ausstellung spricht – für sich – und zeigt uns Anselm Kiefer als Realist, als Mythologe und als Künstler. – noch bis 19. Juni 2016 in der Albertina WienAlbertinaplatz 1, A-1010 Wien.

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Kunst und Migration am Take Festival

„Yes, there is active aid to be done, but as creative practitioners who absorb the world, this is a crucial issue that cannot be ignored.[…] It’s not a distant problem, anymore. The migration crisis is at our doorsteps.“ (Diana Gómez)

Die Flüchtlingsbewegung seit 1999 ist schon lange kein länderspezifisches, sondern ein europäisches, vielmehr globales Phänomen geworden. Viele Modedesigner_innen haben ihre HW 2016/17 Shows genutzt, um Elemente der Flucht und Migration in ihre Défilés und Kollektionen einzubauen. Catwalks, Bilder und Inszenierungen zeigen bei Comme des Garçons, Louis Vuitton oder Prada Elemente von Krieg, Frieden, Trauer und Leid. Walter van Beirendoncks Kollektion „WOEST“ (nl.), deutsch: wüst, fuchsteufelswild, wütend“ appellierte mit dem Slogan „Stop terrorizing our world!“

Während die eine Seite ihre Stimme kritisch erhebt, haken andere ein, um die wachsende Mobilität als Anker zu nutzen, um neue Wege zu gehen. Modemessen, Fotostrecken und Erfolgsgeschichten, wie After Migration, schlagen Brücken und machen auf wechselnde Modeerscheinungen und einem veränderten Modebewusstsein durch Migration und Integration aufmerksam.

Was bedeutet es aber, heutzutage ein Migrant oder ein Flüchtling zu sein? Von einer besseren Zukunft träumen noch Millionen Menschen*, die sich derzeit auf der Flucht befinden, in Lagern warten oder noch gar nicht den beschwerlichen und gefährlichen Weg auf sich genommen haben. Die meisten Medien berichten „laut“, „schreiend“ und „angstmachend“ über den Flüchtlingsstrom.

Die Ausstellung FASHION REVOLUTION 2016 der Akademie für Bildende Künste Wien am TAKE-Festival fächert in einem Themenblock genau diese brandaktuelle Thematik auf:

Bewegung als Symbol – die Videoarbeit „Auf der Flucht“ von Elsa Klar und Laura Molnar geht einer zentralen Aussage nach: „Manchmal bringt dich das Leben an einen Ort, von dem du niemals gedacht hattest, dass du dort landen würdest.“

auf der flucht

Filmstill: Auf der Flucht 2016

Jacket/Journey, ein Film von Viktorija Stieger, Simone Dörler und Melanie Möllinger, beschäftigt sich mit Herkunft, Migration und Tradition. Kleidung wird in diesem künstlerischen Beitrag Symbol von Familie und ein Anker auf einer Reise in eine ungewisse Zukunft.

jacket journey

Filmstill: Jacket/Journey 2016

In einem dritten Beitrag wird Kleidung zum Symbol von Hilfe. Für das Kurzvideo „Kleiderkammer für Flüchtlinge“ begab sich Elke Gaugele nach Wien und Frankfurt am Main und recherchierte vor Ort, um der Frage nach der Spende nachzugehen. Dabei versachlicht Helfen sich in der großen Halle zur rationalisierten Arbeit eines Logistikbetriebs.

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Rechercheaufnahme: Kleiderkammer für Flüchtlinge 2016

Migration ist ein Thema! „So, I think as designers, artists and creatives, we must be the voice of those who are silent by constantly researching, compiling and translating.“ (Diana Gómez

Wer mehr zu diesem Thema erfahren möchte, findet am 22. 4. 2016 die Gelegenheit dazu. Es erwartet Sie eine Ausstellung mit Workshops, Videos, eine Lecture Performance sowie eine Podiumsdiskussion zu Mode im Kontext globaler Flucht, Migration und Ökonomie. FASHION REVOLUTION 2016TAKE – Festival, Alte Post, Dominikanerbastei 11, 1010 Wien.

* Zahlreiche Kriege der letzten beiden Jahrzehnte zwangen 
Menschen zur Flucht - Tschetschenien seit 1999, Afghanistan seit 2001, Irak seit 2003 und Syrien seit 2011.
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Galerien in Brooklyn

Ich habe Ihnen versprochen, im Folgepost näher auf die aktuell pulsierende Kunstszene in Brooklyn einzugehen. Mitte März war ich in New York und habe mir neben Manhatten auch einige Studios und Spaces über dem East River angesehen. Neben Williamsburg siedeln sich in Bushwick und Red Hook immer mehr Kunstschaffende und Kreative an. Während Manhattan einem Hochglanz-Magazin gleicht, ticken die Uhren hier langsamer und das Umfeld wirkt rauer. Und dennoch, der Life-Style ist unverkennbar und wichtige Namen sollte man nicht verpassen, denn die Kunstwelt experimentiert und befindet sich hier auf der Überholspur!

Wen sollte man also jetzt schon kennen, was sagt die Szene vor Ort und welche Gründe sprechen für Brooklyn? Folgen Sie mir!

Galerien: Now!

Das all-bekannte Phänomen der Gentrifizierung heißt hier „Brooklyfication. Auf Vegan-Snack-Bars, Vintage-Cafés, Retro-Chic, Barber-Shops, Cafe Latte, Karo-Hemden und Tattoos folgen höhere Mietpreise und allgemein steigende Kosten für den Life-Style. Dennoch liegen wir hier noch immer weit unter den Preisen, die man in Manhattan zu berappen hat.

brooklyn

art, life-style and culture in brooklyn / ek

Kreative fordern ihren Platz und finden in auch – in Bushwick oder weiter raus Richtung Ditmas Park, Sunset Park oder Ridgewood. Viele Teile sind schlecht mit öffentlichen Mitteln erreichbar – Vorteil und Nachteil zugleich! Immobilien-Spekulanten halten sich zurück, die experimentierfreudige Kunstszene blüht auf und Galeristen und Künstler haben ihre ganz eigene Meinung dazu:

„Wer hierher kommt, der nimmt den Weg auf sich, bleibt eine Weile und ist wirklich an der Kunst interessiert.“ So dienen Off-Spaces und übernommene Stadthäuser als Atelier, Ausstellungsflächen und Kreativ-Laboratorien. „In Brooklyn kann man Ideen entwickeln und ausprobieren. Hier fühlt man sich freier!“

Self-made Künstler-Karrieren wie Mike PerryCaledonia Curry und Kimia Ferdowsi Kline, spannende Erfolgsstories wie The Still House Group und Signal und Galeristen wie James GriffinAnna Kustera oder Studio 10 unter der Leitung von Larry Greenberg finden sich im Brooklyn zusammen. Und ich bin mir sicher, es kommen noch viele tolle, neue Geschichten, über die es sich lohnen wird zu berichten!

Wer, Was, Wo in Brooklyn

Stephanie Theodore, Gründerin und Leiterin von THEODORE:Art
Tom Weinrich, Gründer, Jamie Sterns, Partner und Direktor von Interstate
Lori Kirkbride und Nao Matsumoto, Co-Gründer und Direktoren von Lorimoto
Lawrence Greenberg, Gründer und Annelie McGavin, Direktorin, von Studio 10

Bushwick Open Studios
Gowanus Open Studios
Greenpoint Open Studios

Das Brooklyn Museum – zweitgrößtes Museum der Stadt – zeigt immer wieder Künstler aus den Vierteln.

Wer nach einem „artsy day“ Lust auf Drinks, Burger und anderes bekommt, geht zum Beispiel hierher: Sunny’s Bar, Red Hook Lobster PoundThe Good Fork oder Five Leaves.

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