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Sebastian Fitzek: „Die Ausnahme ist die Regel“

Mit einem Bestseller kommt auch die Kritik – in Form von Rezensionen, Buchbesprechungen, Amazon-Bewertungen, Blogger-Kommentaren. Auf der Frankfurter Buchmesse 2018 plauderte Erfolgsautor Sebastian Fitzek in einem Kurzvortrag über den Umgang mit derselben, seinen Weg vom Jungautor zum Verlagsvertrag und wie auch die Ausnahme erfolgreich werden kann.

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Foto: Gene Glover

Sebastian Fitzek veröffentlichte 2006 sein erstes Buch „Die Therapie“. Mit einer Auflage von 4000 Stück, aufgeteilt auf damals 5500 Buchhandlungen in Deutschland, war die Chance „auf einen Bestseller quasi unmöglich – zumindest rein rechnerisch gesehen“. Warum? Fitzek dazu weiter: „Um bekannt zu werden, braucht man ein fettes Marketingbudget und eine hohe Auflage, aber nur wenn man bekannt ist, bekommt man beides vom Verlag.“ Da beißt sich die Katze wohl in den Schwanz. Wie hat er es doch geschafft? „Etwas unüblich, aber der Verlag schloss zusammen mit dem ersten Vertrag gleich einen weiteren für ein zweites Buch ab.“ Ins Rollen brachte dies alles sein Literaturagent Roman Hocke – einst Lektor von Michael Ende. Er empfahl den Psychothriller-schreibenden-Journalisten 2002 bei Droemer Knaur. Heute steht er bei Buchveröffentlichung Nummer Achtzehn, schrieb unter einem Pseudonym für Bastei Lübbe, gestaltete ein Kinderbuch und kann aktuell mit je drei Verfilmungen und Dramatisierungen seine Biografie ergänzen.

Schnell erzählt erscheint der Weg einfach. Doch die nüchterne Wahrheit lautet: „Meine erste Fassung schickte ich an fünfzehn Verlage, dreizehn lehnten ab, zwei haben sich bis heute nicht gemeldet“, fasst Fitzek mit Humor zusammen, verweist gleichzeitig aber auch auf die Rolle des Lektors: „Keiner wurde abgestraft, dass er Harry Potter ablehnte, aber umgekehrt, wenn bei einem Newcomer die Großauflage von 200.000 Stück gedruckt werden soll, Vorschuss inklusive, und diese dann floppt, ja – dieser Name wird in der Verlagsbranche weitergereicht“, merkt der Autor an.

Jungautoren müssen also mit Absagen rechnen. Vielmehr sind sie die Regel, auf die auch Größen wie Joanne K. Rowling und Steven King zurückblicken können. „Da muss man durch, einen langen Atem besitzen“, motiviert der gebürtige Berliner weiter. „Ganz klar, man schreibt, um gelesen zu werden. Und dieses Ziel teilt man sich mit vielen anderen“, so Fitzek. Mit ein Grund, dass Verlage regelrecht überrannt werden mit Manuskripten. Berge von Papier türmen sich und Tag für Tag häufen sich weitere auf den Schreibtischen an.

Und welche Geschichten schaffen es schlussendlich in die Regale?

„Als Jungautor hat man mit Gegenwind zu kämpfen, wenn man nicht in eine gängige Genre-Schublade fällt.“ Trends am Buchmarkt – sie zu brechen ist also Knochenarbeit. „Mir wurde damals gesagt, es gäbe keinen Markt für Psychothriller. Dafür waren historische Romane gefragt, allerdings nur, wenn sie von einer Frau verfasst wurden. Als Sabrina Fitzek wäre ich allerdings weder gut noch glücklich geworden“, fasst der Autor lachend zusammen.

Die Versuchung ist gewiss groß, sich an Lesermeinungen zu orientieren, auf den Markt zu schielen oder Titeltrends zu verfolgen. Doch Schreiben sollte immer Ausdruck der Persönlichkeit sein, abseits von Bewertungsportalen und Instagram-Likes, in denen heute jeder zu einer PR-Oberfläche wird. Die Dichtheit an Nachrichtenmeldungen und Inszenierungen veranlassen uns zu glauben, dass die Ausnahme bereits die Regel ist. Das betrifft auch Buchkritiken. Fitzek dazu: „Ich brauchte lange, bis ich begriff, welche Kommentare förderlich und welche ich besser ignorieren sollte. Daher stelle ich mir immer die Frage: Ist die Kritik wohlwollend oder nicht? Ist es jemand, der mich kritisiert, weil er will, dass ich besser werde oder geht es um polarisierende Rezensionen.“

Und gibt es so etwas wie ein Geheimnis für einen anhaltenden Schreiberfolg?

„Da ich bei meinem zweiten Buch nicht wusste für wen ich schreibe, ich kannte ja meine Leserschaft noch nicht, unterscheidet es sich völlig vom ersten. Aber viel wichtiger ist, dass ich ausschließlich meiner Idee treu blieb, auch niemandem gefallen wollte und authentisch blieb. Das handhabe ich heute noch so“, verrät Fitzek sein Geheimnis. Und es klappt, wie wir sehen.

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Frankfurter Buchmesse 2018, Frankfurt Book Fair 2018
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Frankfurter Buchmesse 2018 – Rare Books & Fine Art

Diogenes, Suhrkamp, dtv und Co – die bekannten Verlagsgrößen findet man noch bis Sonntag unter den 7.300 Ausstellern aus 102 Ländern. Gemessen an dieser Zahl ist die Frankfurter Buchmesse 2018 mit 286.000 Besuchern, über 4.000 Veranstaltungen und in etwa 10.000 akkreditierten Journalisten und Bloggern die größte Fachmesse für das internationale Publishing. Business trifft Besucher – mit vielen Side-Events!

An vier Tagen treffen sich auf dem Messegelände Player aus den Bereichen Bildung, Filmwirtschaft, Games, Wissenschaft und Fachinformation – Zielgruppen-Spezifigkeit und branchenübergreifende Ansätze sind das Ziel. So ist eine Nische wieder zurück: die Frankfurter Antiquariatsmesse, jetzt unter dem Namen „Rare Books & Fine Art Frankfurt“. Hier stellen 32 Antiquariate, Verleger und Galeristen aus Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden und der Schweiz seltene Bücher von der Mitte des letzten Jahrtausends bis hin zur Gegenwart aus. Ihr Spektrum wird bis zur zeitgenössischen Kunst hin erweitert und auch zum Verkauf angeboten.

Das wohl kurioseste Angebot dürfte der einzige erfolgreiche Versuch sein in einer von J. M. Jacquard entwickelten Methode ein Buch an einem Webstuhl anzufertigen. Eins von ca. 50 bekannten Exemplaren des 48 Seiten umfassenden Werkes kann auf der Messe für € 30.000,- erworben werden.

Auf der Fläche

Galerie Bausmann

Die Galerie Bausmann aus Halle bietet u.a. mehrere Originalwerke von Georg Baselitz und das Multiple „Sculpture, Capri-battery light bulb, electrical plug and lemon“ von Joseph Beuys aus dem Jahre 1985 für € 17.850,- an.

Galerie Meridian

Die 2017 in Zürich neu gegründete Galerie „Meridian“ ist dem Ruf der Frankfurter Buchmesse, sich an dem neuen Profil zu beteiligen, gefolgt. Sie bietet Original-Graphiken und Bilder der klassischen Moderne sowie ausgesuchte Vintage-Objekte des Modernismus.

Weitere Angebote

Viele Antiquare haben seit jeher auch Original-Kunstwerke und Künstlergraphiken im Angebot. Und so werden Arbeiten von P. Alechinsky, R. Escher, G. Graubner, E.Heckel, K. Hofer, O. Piene, J. R. Soto, G. Uecker u.v.a. gezeigt.

Frankfurter Buchmesse 2018
10. bis 14. Oktober
Halle 4.1, N17
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main
Deutschland

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